1. Kernel-Upgrade: Von 5.15 zu 6.x Serie
Das Update von Kernel 5.15 (Ubuntu 22.04 LTS) auf die 6.x Serie in Ubuntu 24.04 LTS ist ein bedeutender Schritt. Die neue Kernel-Version bringt umfangreiche Verbesserungen in Performance, Hardware-Kompatibilität und Sicherheit mit. Besonders auffällig ist die bessere Unterstützung moderner CPU-Architekturen wie AMDs Zen 4 und Intels 13th Gen, die jetzt von den optimierten CPU-Planungsmechanismen profitieren. Diese Architektur-Updates sorgen für eine effizientere Lastverteilung und niedrigere Latenz, insbesondere in Multi-Core- und High-Performance-Computing-Umgebungen.
Zusätzlich ist der Kernel der 6.x Serie auf die Bedürfnisse von ARM-basierten Geräten ausgerichtet und bietet eine umfassendere Kompatibilität für diese immer häufiger verwendete Architektur. Das bedeutet, dass ARM-basierte Server und Entwicklerboards mit der neuen Ubuntu-Version eine bessere Performance und Stabilität erwarten können.
Neue Treiber und erweiterte Unterstützung für moderne Netzwerk- und Speicherkonfigurationen runden die Kernelerweiterungen ab. Beispielsweise wurden NVMe-Treiber weiter optimiert, was besonders für Rechenzentren und Cloud-Infrastrukturen relevant ist, da NVMe-Speicherzugriffe noch schneller und zuverlässiger erfolgen können.
2. Sicherheits-Patches und Update-Management
Die Sicherheit in Ubuntu 24.04 LTS wurde stark verbessert, was für produktive Umgebungen von entscheidender Bedeutung ist. Ubuntu hat das Konzept des Livepatchings, also das Einspielen von Kernel-Updates ohne Neustart, weiter verfeinert. Diese Funktion erlaubt es, kritische Sicherheits-Patches anzuwenden, ohne den Betrieb zu unterbrechen, was besonders in Unternehmen und bei Server-Setups einen großen Vorteil darstellt.
Ein weiteres Highlight ist die erweiterte Unterstützung für das Trusted Platform Module (TPM) 2.0, welches nun auch für eine breitere Palette von Sicherheitsoperationen genutzt werden kann. TPM 2.0 sorgt für eine sichere Speicherung und Verwaltung kryptografischer Schlüssel und stellt sicher, dass sensible Daten vor Manipulation und unberechtigtem Zugriff geschützt sind. Diese Technik ist für Administratoren und Entwickler von Interesse, die auf erweiterte Sicherheitsfunktionen angewiesen sind, etwa bei der Verwaltung von Zugriffsrechten und der Absicherung sensibler Daten.
3. System-Performance und Optimierung: Zswap und Zcache
Ubuntu 24.04 LTS nutzt neue Optimierungen für Zswap und Zcache, die sich positiv auf die System-Performance auswirken. Zswap ist eine Kompressionsschicht, die den Speicherbedarf reduziert, indem Speicherblöcke komprimiert und in einem schnelleren Teil des Speichers, typischerweise dem RAM, zwischengespeichert werden. Das bedeutet, dass Anwendungen bei speicherintensiven Prozessen schneller arbeiten können, da weniger Zugriff auf die langsame Swap-Partition auf der Festplatte erforderlich ist.
Zcache ergänzt diese Funktion durch ein verbessertes Cache-Management, welches dafür sorgt, dass häufig verwendete Daten im schnellen RAM statt im langsameren Disk-Cache gehalten werden. In Umgebungen, in denen viele parallele Prozesse laufen, wie bei Datenbanken oder Web-Servern, erhöht sich dadurch die Geschwindigkeit merklich. Auch in Virtualisierungs- und Container-Setups, wo viele Ressourcen dynamisch zugewiesen werden, sorgt die optimierte Speicherverwaltung für bessere Performance und geringere Latenzen.
4. Container- und Virtualisierungs-Integration: cgroup v2 und systemd
Ubuntu 24.04 LTS nutzt jetzt cgroup v2 als Standard für die Ressourcenverwaltung von Containern und virtuellen Maschinen. Cgroups v2 bietet gegenüber der Vorgängerversion eine präzisere Steuerung der Ressourcenverteilung und ermöglicht damit ein effektiveres Management von CPU, Speicher und Netzwerkressourcen in containerisierten Anwendungen. Besonders für komplexe Kubernetes- oder Docker-Umgebungen ist dies ein großer Vorteil, da die Ressourcenverteilung auf feingranulare Weise konfiguriert werden kann.
Auch die Integration von systemd wurde überarbeitet, was die Verwaltung und Überwachung von Services in Containern vereinfacht. Durch die verbesserte Interaktion zwischen systemd und den Containern kann die Prozessüberwachung auf containerisierte Umgebungen ausgeweitet werden, was eine höhere Transparenz und Kontrolle bietet. Dies ist besonders in großen IT-Infrastrukturen wertvoll, da Prozesse effizienter überwacht und optimiert werden können.
5. Netzwerk- und Speicherverbesserungen: OpenZFS und NVMe-over-TCP
Ubuntu 24.04 LTS bietet verbesserte Unterstützung für OpenZFS und NVMe-over-TCP, was Administratoren in virtualisierten und Cloud-Umgebungen neue Möglichkeiten eröffnet. OpenZFS ist ein Dateisystem, das hohe Datenintegrität und Performance vereint, und die neue Version in Ubuntu 24.04 LTS bringt zusätzliche Stabilitätsverbesserungen und eine nahtlosere Integration ins System. RAID-Setups, Snapshots und Deduplikation laufen dadurch stabiler und effizienter.
Mit NVMe-over-TCP können Hochleistungs-Netzwerkspeicherlösungen geschaffen werden, die besonders für Cloud- und Datenzentrums-Anwendungen von Interesse sind. NVMe-over-TCP ermöglicht den Zugriff auf NVMe-Geräte über das Netzwerk, wodurch die Speichernutzung flexibler und schneller wird. Dies ist insbesondere für große Datenbankanwendungen und High-Performance-Computing (HPC) nützlich, da hohe Datentransferraten und schnelle Reaktionszeiten ermöglicht werden.
6. Desktop-Umgebung: GNOME 44 vs. GNOME 42
Während Ubuntu oft auf Servern und als Backend genutzt wird, bietet es auch im Desktop-Bereich Neuerungen für Power-User. GNOME 44, die neue Standard-Desktop-Umgebung in Ubuntu 24.04 LTS, bringt gegenüber GNOME 42 zahlreiche Optimierungen und neue Funktionen. Vor allem die CPU-Auslastung wurde durch ein effizienteres Rendering-System gesenkt, was sich in einer flüssigeren Benutzeroberfläche niederschlägt.
Neu in GNOME 44 ist zudem das überarbeitete Quick Settings-Menü, das schnelleren Zugriff auf häufig genutzte Funktionen wie Netzwerk- und Display-Einstellungen ermöglicht. Auch Multi-Monitor-Setups profitieren durch eine verbesserte HiDPI-Unterstützung und optimiertes Fenster-Management. Besonders für Nutzer, die häufig zwischen verschiedenen Arbeitsbereichen oder Monitoren wechseln, ist diese Verbesserung ein deutlicher Vorteil.
Fazit: Evolution statt Revolution, aber nicht ohne Wirkung
Ubuntu 24.04 LTS bringt gezielte Verbesserungen für Systemadministratoren und professionelle Anwender, die auf Performance, Sicherheit und Stabilität setzen. Durch die Erweiterungen im Bereich des Kernel-Managements, der Container-Integration und der Sicherheits-Features wird die neue Version zur idealen Grundlage für komplexe IT-Infrastrukturen und produktive Umgebungen. Für alle, die auf Ubuntu setzen, lohnt sich das Upgrade – nicht nur für die Zukunftssicherheit, sondern auch wegen der vielen kleinen, aber effektiven Verbesserungen unter der Haube.